Badezimmer barrierefrei gestalten
Das Badezimmer als Basis der häuslichen Pflege
Ein barrierefreies und auf die Bedürfnisse Deiner Angehörigen zugeschnittenes Badezimmer ist die Basis für eine angemessene Pflege in den eigenen vier Wänden.
Bietet das Badezimmer wenig Bewegungsfreiraum, ist die Dusche bzw. Wanne nur mit großem Aufwand erreichbar und bietet keinen sicheren Halt. Wenn außerdem die Toilette nicht für Menschen mit Rollstuhl geeignet ist, liegen schnell Überlegungen zu einer alternativen Pflegeform nahe. Um Dir und Deinen Angehörigen bzw. auch externen Pflegekräften das Baden zu erleichtern, kann ein barrierefreier Badezimmerumbau sinnvoll sein und somit den Aufenthalt in den eigenen vier Wänden möglichst dauerhaft ermöglichen.
Definition des barrierefreien Badezimmers
Ein barrierefreies Badezimmer soll den Bewohnern mit körperlichen Einschränkungen eine nahezu selbstständige Nutzung ermöglichen und bei Bedarf auch weitere Personen (zum Beispiel Angehörigen, Pflegediensten etc.) bei der Pflege unterstützen.
Sollen die Umbaumaßnahmen gefördert werden (mehr dazu im Abschnitt Förderung) unterliegen die Umbaumaßnahmen klaren Anforderungen. Nicht immer sind diese aufgrund von baulichen Gegebenheiten umsetzbar. Jedoch lassen sich bereits mit einfachen Mitteln große Effekte erzielen, die den Alltag Deiner Angehörigen in jedem Fall deutlich erleichtern werden.
Voraussetzungen
Welche Voraussetzungen sind für ein vollständige barrierefreies Badezimmer (nach DIN-Norm 18040-2) notwendig?
Bewegungsflächen:
- Die Abstände vor den einzelnen Sanitäranlagen müssen min. eine Fläche von 120 x 120 cm betragen (im Vergleich dazu: Erwachsene ohne Einschränkungen benötigen 60 x 60 cm)
- Abstände zwischen den einzelnen Sanitäranlagen: min. 20 cm
- Der Waschtisch muss auch im Sitzen genutzt werden können (ausreichend Beinfreiraum)
Türen & Wände:
- Breite der Badezimmertür: 80 cm
- Türen müssen sich nach außen öffnen lassen, damit im Notfall eine Hilfsperson ungehindert Zugang zum Bad bekommen kann
- Türschlösser müssen von außen entriegelt werden können
- Wände müssen eine Montage von Stütz- und Haltegriffen ermöglichen
Duschbereich:
- Der Duschbereich muss stufenlos begehbar sein
- Der Duschbereich muss mit einem rutschhemmenden Bodenbelag ausgestattet sein
- Für den Ablauf des Duschwassers gelten besondere Bestimmungen (u. a. Mindestgefälle am Untergrund zur Vermeidung von Pfützen oder Anpassungen der Entwässerungsleitungen)
Die genannten Anforderungen sind Mindestanforderungen und müssen erreicht werden, um eine staatliche Förderung zu erhalten. Darüber hinaus gibt es noch weitreichendere Anforderungen an ein rollstuhlgerechtes Badezimmer.
Folgende Umbaumaßnahmen sind ratsam und möglich
Sind sowohl die finanziellen Mittel vorhanden, entweder durch Eigenmittel oder Finanzierungsmöglichkeiten wie zum Beispiel die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) oder die Pflegekasse gibt es verschiedene Fachbetriebe, die einen Komplettumbau des Bades auf die individuellen Anforderungen anbieten.
Diese Umbaumaßnahmen bieten optimale Gestaltungsmöglichkeiten, kosten aber schnell eine fünfstellige Summe und sind zum Beispiel in einer Mietwohnung von den Eigentümern zu genehmigen.
Eine Alternative hierzu sind sogenannte Wohnraumanpassungen. Hierbei werden nur einzelne Sanitärobjekte ausgetauscht und somit auf die Bedürfnisse angepasst. So kann zum Beispiel aus einer Wanne eine Dusche gemacht werden oder ein neuer Waschtischangebracht werden, der für eine Personen im Rollstuhl geeignet ist.
Weiterhin können zusätzliche Hilfsmittel wie Haltegriffe, Duschhocker oder Toilettensitzerhöhungen schnell und mit wenig Aufwand eingebaut werden und erleichtern sofort die Nutzung des Bades.
Besonders wichtige Stellen des Badezimmers
Bereits durch Haltegriffe, Sitzerhöhungen, Hocker oder ein neues Waschbecken ohne einen Unterschrank können bereits viele wichtige Schritte zu einem barrierefreien Bad mit geringem Aufwand umgesetzt werden. Diese lassen sich teilweise in Eigenregie oder mittels eines Handwerksbetriebs auch ohne Komplettsanierung des Bades durchführen.
Problematischer ist es, wenn das Badezimmer schlicht zu klein ist, so dass es mit einem Rollstuhl oder für eine zweite Person als Unterstützung nicht zugänglich ist.
Auch sind Dusche und Badewanne nur mittels größerer Aufwände zu verändern, da hier in der Regel Abflüsse oder ganze Wannen getauscht / verändert werden müssen.
Weiterhin können Türen zu schmal für einen Rollstuhl sein, so dass entweder eine Verbreiterung oder ein Umzug eine notwendige Folge sein können.
Wir raten Euch, gemeinsam mit einem Handwerksbetrieb eine Begehung zu machen und die individuellen Anforderungen zu besprechen. So kann zum Beispiel durch eine bewegbare Duschabtrennung oder einen Duschvorhang ein deutlicher Platzgewinn erreicht werden.
Fördermöglichkeiten und Zuschüsse
Die Pflegekasse zahlt bei häuslicher Pflege einen Zuschuss zu sogenannten wohnraumverändernden Maßnahmen in Höhe von maximal 4.000 Euro pro Person im Haushalt die gepflegt wird. Somit wäre im Fall von zwei Pflegebedürftigen mit 8.000 Euro maximal bis zu 16.000 Euro an Zuschuss möglich.
Der Anspruch auf den Zuschuss beginnt bereits mit dem Pflegegrad 1 und ist auch in der Höhe nicht an den Pflegegrad gekoppelt. Um den Zuschuss zu erhalten, stellst Du den Antrag bei der Pflegekasse schriftlich und formlos. Angaben zum Vorhaben, Kosten-voranschläge und der Berechtigung (Nachweis Pflegegrad) müssen enthalten sein.
Darüber hinaus gibt es bei der KfW zinsvergünstige Darlehen zum altersgerechten Umbauen. Erfüllt das Bauvorhaben im Bad die Anforderungen der Barrierefreiheit so gibt die KfW weiterhin im Programm 455-B einen Zuschuss von 10 Prozent der förderfähigen Kosten (maximal 5.000 Euro).
Die Krankenkasse beteiligt sich nicht an den Kosten für einen Badumbau – allerdings gibt es die Möglichkeit, Kosten für die Anschaffung von anerkannten Hilfsmitteln wie zum Beispiel Toilettensitzerhöhungen, Stützklappgriffe oder Badewannenhilfe nach ärztlicher Verordnung einzureichen und somit einen Teil der Kosten erstattet zu bekommen.
Aktualisiert am: 23.03.2023