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Schamgefühle bei der Pflege erkennen und einfühlsam begegnen

Die Pflege eines geliebten Menschen bringt viele emotionale Herausforderungen mit sich, darunter auch Schamgefühle. Besonders bei intimen Tätigkeiten wie Toilettengängen oder Körperpflege schämen sich viele pflegebedürftige Personen für ihre Abhängigkeit. In diesem Beitrag möchten wir Dir zeigen, dass Scham menschlich ist und wie Du mit Respekt und Verständnis damit umgehen kannst.
Warum entstehen Schamgefühle bei der Pflege?
Manchmal können Schamgefühle aufkommen, wenn man Hilfe braucht. Das ist völlig normal und verständlich. Viele Menschen haben das Gefühl, ihre Selbstständigkeit zu verlieren, wenn sie auf Unterstützung angewiesen sind. Bei Paaren kann es sein, dass eine Person plötzlich viel stärker auf die andere angewiesen ist. Dies kann die bisherige Rollenverteilung durcheinanderbringen.
Auch zwischen Kindern und pflegebedürftigen Eltern verändern sich die Dynamiken. Plötzlich übernehmen Kinder Aufgaben, die früher ihre Eltern für sie erledigten. Diese Umkehrung der Rollen kann für beide Seiten verunsichernd sein. Besonders bei sehr persönlichen Tätigkeiten wie bei der Körperpflege und bei Toilettengängen kann das Unbehagen auslösen. Unsere gesellschaftlichen Normen und unser Bild von Würde und Privatsphäre spielen dabei eine große Rolle.
Akzeptanz und Normalisierung von Scham als menschliches Gefühl
Scham ist ein normales menschliches Gefühl. Es entsteht in Situationen, in denen man sich verletzlich fühlt. Mit der Zeit können sich Schamgrenzen verschieben. Menschen lernen oft, die neue Situation zu akzeptieren. Negative Gefühle lassen sich dann leichter bewältigen. Sprecht offen über Eure Gefühle. Dies schafft Vertrauen und hilft dabei, Missverständnisse zu vermeiden. Offenheit kann den Druck mindern und das gemeinsame Erleben erleichtern.
Anzeichen von Scham
- Erröten oder Erbleichen
- Schwitzen
- Zittern
- Verlegenes Lächeln
- Tränen
- Zögernde Bewegungen oder schnelles Hin- und wieder Wegsehen
Wie Du mit Schamgefühlen umgehen kannst, erklärt Dir Dr. Johannes Wimmer in diesem Video.
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Tipps für den Umgang mit Schamgefühlen Deines Angehörigen
Es ist wichtig, Empathie und Verständnis zu zeigen, ohne zu verurteilen. Jeder Mensch empfindet anders, und das solltest Du respektieren. Offene Kommunikation spielt dabei eine große Rolle. Beginne ein Gespräch in einer entspannten Atmosphäre. Frage nach den Gefühlen und Ängsten Deines Angehörigen, biete Deine Unterstützung an und höre aktiv zu. Rituale können ebenfalls hilfreich sein, da sie Sicherheit bieten. Feste Abläufe schaffen Struktur und reduzieren Unsicherheiten. Achte darauf, die Privatsphäre Deines Angehörigen zu respektieren. Nutze einen Sichtschutz oder ziehe Dich zurück, wenn es möglich ist. Erkläre jeden einzelnen Schritt. Eine strukturierte Vorgehensweise gibt Sicherheit und reduziert das Gefühl der Hilflosigkeit.
Einbeziehung professioneller Hilfe zur Entlastung beider Seiten
Pflegedienste und externe Fachkräfte sind eine großartige Unterstützung. Sie sind geschult im Umgang mit Schamgefühlen und bieten professionelle Hilfe an. In Selbsthilfegruppen kannst Du Dich mit anderen austauschen und wertvolle Erfahrungen teilen.
Stabilität und Nähe im Pflegealltag schaffen
Ein klarer Plan hilft, den Alltag in der Pflege zu strukturieren. Erstellt gemeinsam mit Eurem Angehörigen Tages- oder Wochenpläne und passt diese regelmäßig an veränderte Bedürfnisse an. Flexibilität ist dabei entscheidend, um Stress zu vermeiden und Sicherheit zu schaffen.
Empathie, offene Kommunikation und gut strukturierte Abläufe sind dabei der Schlüssel, um Schamgefühle in der Pflege besser zu bewältigen. Wenn Du respektvoll und verständnisvoll mit den Gefühlen Deines Angehörigen umgehst, schafft Ihr gemeinsam eine vertrauensvolle Pflegesituation. Denk daran: Scham ist menschlich – darüber zu sprechen, entlastet emotional und stärkt Euch beide.
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Aktualisiert am: 22.04.2025