Umgang mit Schamgefühlen bei der Pflege – Einfühlsame Tipps für Dich und Deine Lieben

ältere Frau im Rollstuhl hält die Hand ihres Mannes der neben ihr sitzt
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Die Pflege eines geliebten Menschen bringt viele emotionale Herausforderungen mit sich, darunter auch Schamgefühle. Besonders bei intimen Tätigkeiten wie Toilettengängen oder Körperpflege schämen sich viele pflegebedürftige Personen für ihre Abhängigkeit. In diesem Beitrag möchten wir Dir zeigen, dass Scham menschlich ist und wie Du mit Respekt und Verständnis damit umgehen kannst.

Warum entstehen Schamgefühle bei der Pflege?

Manchmal können Schamgefühle aufkommen, wenn man Hilfe braucht. Das ist völlig normal und verständlich. Viele Menschen haben das Gefühl, ihre Selbstständigkeit zu verlieren, wenn sie auf Unterstützung angewiesen sind. Bei Paaren kann es sein, dass eine Person plötzlich viel stärker auf die andere angewiesen ist. Dies kann die bisherige Rollenverteilung durcheinanderbringen.

Auch zwischen Kindern und pflegebedürftigen Eltern verändern sich die Dynamiken. Plötzlich übernehmen Kinder Aufgaben, die früher ihre Eltern für sie erledigten. Diese Umkehrung der Rollen kann für beide Seiten verunsichernd sein. Besonders bei sehr persönlichen Tätigkeiten wie bei der Körperpflege und bei Toilettengängen kann das Unbehagen auslösen. Unsere gesellschaftlichen Normen und unser Bild von Würde und Privatsphäre spielen dabei eine große Rolle.

Akzeptanz und Normalisierung von Scham als menschliches Gefühl

Scham ist ein normales menschliches Gefühl. Es entsteht in Situationen, in denen man sich verletzlich fühlt. Mit der Zeit können sich Schamgrenzen verschieben. Menschen lernen oft, die neue Situation zu akzeptieren. Negative Gefühle lassen sich dann leichter bewältigen. Sprecht offen über Eure Gefühle. Dies schafft Vertrauen und hilft dabei, Missverständnisse zu vermeiden. Offenheit kann den Druck mindern und das gemeinsame Erleben erleichtern.

Anzeichen von Scham

  • Erröten oder Erbleichen
  • Schwitzen
  • Zittern
  • Verlegenes Lächeln
  • Tränen
  • Zögernde Bewegungen oder schnelles Hin- und wieder Wegsehen

Tipps für den Umgang mit Schamgefühlen Deines Angehörigen

Es ist wichtig, Empathie und Verständnis zu zeigen, ohne zu verurteilen. Jeder Mensch empfindet anders, und das solltest Du respektieren. Offene Kommunikation spielt dabei eine große Rolle. Beginne ein Gespräch in einer entspannten Atmosphäre. Frage nach den Gefühlen und Ängsten Deines Angehörigen, biete Deine Unterstützung an und höre aktiv zu. Rituale können ebenfalls hilfreich sein, da sie Sicherheit bieten. Feste Abläufe schaffen Struktur und reduzieren Unsicherheiten. Achte darauf, die Privatsphäre Deines Angehörigen zu respektieren. Nutze einen Sichtschutz oder ziehe Dich zurück, wenn es möglich ist. Erkläre jeden einzelnen Schritt. Eine strukturierte Vorgehensweise gibt Sicherheit und reduziert das Gefühl der Hilflosigkeit.

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Unsere Empfehlung

Wie Du mit Schamgefühlen umgehen kannst, erklärt Dir Dr. Johannes Wimmer in diesem Video.

Auf der Website unseres Partners Pflege ABC findest Du zu diesem und zu vielen weiteren Themen Pflegekurse, um Dich auf Deinen Pflegealltag vorzubereiten.

Einbeziehung professioneller Hilfe zur Entlastung beider Seiten

Pflegedienste und externe Fachkräfte sind eine großartige Unterstützung. Sie sind geschult im Umgang mit Schamgefühlen und bieten professionelle Hilfe an. In Selbsthilfegruppen kannst Du Dich mit anderen austauschen und wertvolle Erfahrungen teilen.

Ein klarer Plan hilft, den Alltag zu strukturieren. Erstelle Tages- oder Wochenpläne gemeinsam mit Deinem Angehörigen. Passt Euren Plan regelmäßig an veränderte Bedürfnisse oder Situationen an. Flexibilität ist wichtig, um Stress zu vermeiden.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Empathie, offene Kommunikation und strukturierte Abläufe entscheidend sind, um Schamgefühle bei der Pflege zu bewältigen. Mit diesen Tipps kannst Du eine respektvolle und vertrauensvolle Pflegesituation schaffen.

Denke daran: Scham ist menschlich. Indem Du darüber sprichst und Verständnis zeigst, kannst Du sowohl Dich selbst als auch Deine Angehörigen emotional entlasten.